2002 gründeten Stefan Hilterhaus und sein Team das choreografische Zentrum in der ehemaligen Waschkaue der Essener Zeche Zollverein. 3000 Quadratmeter Fläche für die Kunst. 3000 Quadratmeter, auf denen sich früher die Bergarbeiter den Kohlenstaub abduschten, und auf denen heute praktisch und theoretisch Bewegungen im Tanz und in der Gesellschaft befragt werden.
Pact ist Künstler*innenhaus, Bühnengeber und Heimat für experimentelle, forschende Formate. Renommierte internationale Künstler*innen wie Meg Stuart oder, vor wenigen Wochen noch, Forced Entertainment zeigen in der ehemaligen Waschkaue regelmäßig ihre Stücke. Außerdem schätzen sie den Ort für konzentriertes Arbeiten. Das Bühnenprogramm prägen vor allem grenzgängerische Werke. Entsprechend vielfältig präsentiert sich das Geburtstagsprogramm vom 20. bis 22. Mai.
Zur Eröffnung am 20. Mai zelebriert Mette Ingvartsen die verbindende Kraft des Tanzes. In »The Dancing Public« beschäftigt sich die dänische Choreografin mit tänzerischer Ekstase und macht auch das Publikum zum Forschungsgegenstand: »Heute Nacht werden wir tanzen. Unsere Herzen werden tanzen«, motiviert sie in ihrem Solo die Zuschauer. Dabei schaffen die 60 Minuten lang durchlaufenden elektronischen Beats Club-Atmosphäre auf der großen Pact-Bühne.
Im Anschluss präsentiert Ben J. Riepe die Uraufführung von »The Patient«. Da kreiert der Düsseldorfer Choreograf mit neun Performer*innen einen buchstäblichen Klang-Körper im Spannungsfeld von Natur und Kultur (20. und 21. Mai). Am Samstag und Sonntag geht‘s raus auf das Gelände. Tian Rotteveel empfängt in einem ausgebauten Van zu einer begehbaren musikalischen Installation und lässt mit der Performance »breathtaking« ein Konzert in der Imagination der Besucher*innen erklingen. John the Houseband spielen das »Wandernde Geburtstagskonzert«. Und die Gruppe fieldworks will mit »in gaps and patches« die industrielle Umgebung von Pact neu entdecken.
Auf der Bühne wird es mit Urban Dance dann wieder lauter und wilder: Pottporus lässt beim »International Birthday Battle« zwölf internationale Tänzer*innen gegeneinander antreten (21. Mai). Und Philipp Gehmacher zeigt mit Studierenden der Brüsseler Schule P.A.R.T.S die Deutschlandpremiere seiner Arbeit »A LOT A PART A BODY« (21. Mai). Währenddessen leuchtet die ganzen drei Tage auf dem Dach der ehemaligen Waschkaue ein Schriftzug in Neon, entworfen vom Forced Entertainment-Kopf Tim Etchells. »Shifting Ground« ist da zu lesen – passende Worte für unsere wechselhaften Zeiten. Und die Einladung, Gewissheiten immer wieder zu befragen. Eben das macht Pact seit 20 Jahren erfolgreich.
Pact-Jubiläumsfest, 20. bis 22. Mai, pact-zollverein.de