Alles digital. Der Lockdown hatte die Präsenz der Museen weitgehend ins Netz gedrängt. Doch auch jetzt, da die Infektionszahlen sinken und man froh ist, die Kunst wieder real und am Originalschauplatz erleben zu können, bleiben das Virtuelle allgegenwärtig und die Neugier wach. In diesem Sommer werden in NRW gleich drei Projekte antreten, die Potenziale des Digitalen im Kunstkontext auf die Probe zu stellen. Stefanie Stadel hat in die Programme geschaut.
Augmented Reality Biennale
Ende August ruft das NRW Forum Düsseldorf zur weltweit ersten Augmented-Reality-Biennale in Hofgarten und Ehrenhof. Das klingt großartig. Doch wer ohne Smartphone oder Tablet herkommt, um das Terrain zu durchstreifen, wird davon kaum etwas merken. Denn jene Werke, die den Ort in einen Skulpturenpark verwandeln sollen, existieren ausschließlich im Digitalen. Geschaffen werden sie von rund 20 internationalen Künstler*innen. Darunter auch zwei aus NRW. Die Bonnerin Louisa Clement schickt Klone ihrer selbst nach Düsseldorf, und Tim Berresheim aus Aachen kreiert eine Augmented-Reality-Szene, in der ein virtueller Dieb in den Kunstpalast eindringt.
Düsseldorf, Ehrenhof und Hofgarten, 22. August 2021 bis 20. Februar 2022, www.nrw-forum.de
Willkommen im Paradies
Auch drinnen im NRW-Forum wird die Kunst virtuelle Sphären erobern. Mit einer überschwänglichen Geste heißt die Schau uns »Willkommen im Paradies«. Auf einem Medienkunst-Parcours will sie die Besucher*innen mitnehmen in »fiktive Welten zwischen Utopie und Dystopie«, wo sie etwa in eine abendliche Waldatmosphäre eintauchen oder mit einem immersiven Wasserfall interagieren können. Anderswo wird man auf schwebende Drohnenkugeln treffen, die mal ausweichen und ein andermal den Dialog suchen – etwa über Fragen nach Identität, Ungleichheit und Ungerechtigkeit aus der Perspektive von Maschinen.
Düsseldorf, NRW Forum, 27. August 2021 bis 9. Januar 2022, www.nrw-forum.de
New Now Festival
Ein zweiter Mond geht auf. Mit Laserprojektoren gezeichnet und von Sonnenenergie gespeist, soll die Außeninstallation des koreanischen Künstler*innen-Duos Kimichi and Chips am Himmel über der Zeche erstrahlen und bei klarem Wetter kilometerweit zu sehen sein. Auch am Boden tut sich einiges in diesen Wochen. Ein Residenzprogramm holt digitale Künstler*innen aus aller Welt nach Essen. Drei Wochen werden sie dort arbeiten und ab dem 18. September ihre Werke in der Mischanlage der Kokerei Zollverein zeigen. Daneben sollen dort noch weitere digitale Arbeiten einziehen: Raumgreifende Installationen etwa, virtuelle Landschaften und performative Skulpturen. Ebenfalls auf dem Programm stehen zwei immersive »Sound Nights« und eine Konferenz, die Fragen rund um das Zusammenspiel von Mensch, Natur und Technologie angehen will. Erleben kann man das Festival live vor Ort in Essen und weltweit auf der eigens kreierten virtuellen Plattform »Zeche«.
Essen, Zeche Zollverein, 27. August bis 3. Oktober 2021, www.zollverein.de