Durch Kiewer Korridore
Das Museum Morsbroich zeigt ukrainische Kunst.
Stimmungsbilder aus der Ukraine vor dem Krieg sind in Leverkusen zu sehen. Im kleinen Spiegelsaal des Museum Morsbroich hat Direktor Jörg van den Berg die Arbeiten ukrainischer Künstler*innen ins Zentrum gestellt: Alexej Meschtschanows »Bopparder Kanapee« von 2005 etwa steht mit seinen zwölf unterschiedlich gealterten und in zwei Reihen aufgestellten Polsterstühlen für gesellschaftlich oder staatlich ausgeübten Zwang. Die Stühle sind fixiert, mit einer Art Fußfesseln ins Ganze eingespannt und dienen so als Platzhalter für Menschen. Gleichzeitig aber sind gerade sie es, die trotz ihrer Fragilität das Konstrukt halten. Im Zentrum der kleinen Ausstellung steht die Videoinstallation »Derzhavna Ustanova« von Roman Himey und Yarema Malashchuk. Ihr Film zeigt Szenen aus dem Rathaus in Kiew – die Kamera folgt Besucher*innen durch schier endlos wirkende Korridore, Hallen und Säle. Als Sinnbilder für einen undurchsichtigen Verwaltungsapparat. FW
Vom Atelierplatz bis zur Auftrittsmöglichkeit
Der Kulturrat hat eine Plattform für ukrainische Kulturschaffende geschaffen.
Der Name sagt es schon: Mit »Kultur hilft Kultur« hat der Kulturrat NRW eine Initiative für geflüchtete Kunst- und Kulturschaffende aus der Ukraine geschaffen. Eine Plattform, die Infos zu Arbeitsmöglichkeiten, Wohn- und Proberäumen bietet. Mit nur wenigen Klicks können Gesuche, aber auch Angebote von und für Künstler*innen eingestellt werden. Gerhart Baum, Vorsitzender des Kulturrates NRW, betont, dass es sich nicht nur um eine kurzzeitige Hilft handeln soll, sondern die Kunst- und Kulturschaffenden langfristig in das Kulturleben in NRW eingebunden werden. Dabei sei es wichtig, dass die Beschäftigung nicht nur der Beschäftigung dient, sondern auch fair bezahlt wird. Dabei soll nicht nur Geflüchteten, sondern auch ihren Angehörigen, die sich eventuell noch in der Ukraine befinden, geholfen werden. Die Website besteht nun seit etwas mehr als einem Monat. Die Geschäftsführerin des Kulturrats Catalina Rojas Hauser zieht eine erste Bilanz: »Die Hilfsbereitschaft ist groß, über 50 Angebote wurden bislang eingestellt. Diese reichen von Jobs über Musikinstrumente, Ateliers und Probenräumen bis hin zu Residenzen.« Täglich kämen neue Angebote in der Geschäftsstelle an. Dabei gilt die Plattform deutschlandweit als Vorzeigeprojekt. Allerdings gebe es noch Schwierigkeiten, Kulturschaffende aus der Ukraine auch zu erreichen. Die Hilfe sei da – nun muss sie auch ankommen. JS
https://kulturrat-nrw.de/kultur-hilft-kultur/
Zuhören, mitschauen, spenden
Der Kulturkenner bündelt Solidaritätskonzerte und -aktionen aus ganz NRW.
Die Maus spricht neuerdings Ukrainisch. Und das ist erst der Anfang. Auf der Landesplattform kulturkenner.de werden täglich Kulturaktionen für ukrainische Flüchtlinge gebündelt und aktualisiert. Vom Kinderprogramm des WDR über eine Benefiz-Kunst-Spendenaktion mit Kunstdrucken von Gerhard Richter bis zu Solidaritätskonzerten. AKI
Diskutieren, planen, informieren
Die Kunstsammlung NRW schafft einen Raum für Solidarität.
Einen Ort der Begegnung in herausfordernden Zeiten. Wo Besucher*innen gemeinsam ihre Solidarität mit den vom Krieg betroffenen Menschen in der Ukraine kundtun können – das will die Kunstsammlung NRW bieten. Jeden Samstag von 11 bis 18 Uhr steht der „Space for Solidarity“ in der Grabbehalle des K20 bei freiem Eintritt offen. Als Platz, wo man ins Gespräch kommen und kreativ werden kann. Wechselnde Veranstaltungen stehen auf dem Programm – vom Plakateworkshop über Lesungen bis zu Diskussionsrunden. STST
»Vom Sein und von dem, was sein könnte«
Das Kollektiv OAA plant eine Ausstellung mit ukrainischen Künstler*innen.
Der Name sagt es schon: »Out and About – Kunst geht raus« nennt sich ein Kollektiv in Wuppertal, das gern im öffentlichen Raum arbeitet. Gegründet mitten in der Pandemie vor rund zwei Jahren, beschloss die Gruppe rund um Initiator Frank N, die Kunst nach draußen zu tragen – und bespielte etwa Plakatwände in ganz Wuppertal mit Kunst. Nun geht es mit »Vom Sein und von dem, was sein könnte« weiter: Vom 10. bis 26. Juni soll eine Ausstellung in der Alten Glaserei in der Nähe der Utopiastadt stattfinden – mit geflüchteten Künstler*innen aus der Ukraine. JS
Solidarität, elektronisch
Kai Niggemann hat einen Sampler produziert: »For Peace. Against War«
Die klarste Aussage steht am Anfang und stammt von Wolfgang Flür. »Say No!« lautet seine Aufforderung an alle, die Menschen ausbeuten, Dinge produzieren, die dem Leben schaden, oder eben Krieg führen. Dass der Ex-Kraftwerker schon kurz nach dem Aufruf, Tracks einzusenden, klar gemacht hat, dass auch er dabei ist, sei wie ein Türöffner gewesen, sagt der Kölner Klangkünstler Kai Niggemann. Ein, zwei Dutzend Musiker*innen habe er angesprochen, um einen gemeinsamen Sampler als Hilfsprojekt für die Ukraine zu produzieren. Am Ende kamen mehr als 200 Tracks an, aus 27 Ländern. 199 von ihnen finden sich nun auf dem Sampler wieder. Knappe 19 Stunden Musik mit einem Ziel: Einen kleinen Beitrag gegen das Leid in der Ukraine zu leisten. Zuhören sind viele Musiker*innen aus NRW. EBM, Industrial, Ambient und Drones werden gespielt, elegische Klangweiten wechseln sich ab mit knallenden Beats und schroffen Samples. »For Peace. Against War. Who is not?« bietet damit auch eine spannende Momentaufnahme zeitgenössischen Elektro-Schaffens. Seit 15. März ist die Compilation bei Bandcamp auf der Seite des befreundeten Labels Component Recordings veröffentlicht. Einen Tag später fand sie sich schon an vierter Stelle der erfolgreichsten Elektronik-Titel auf der Plattform. Wichtiger ist aber: Die Einnahmen kommen dem ukrainischen Roten Kreuz und der Hilfsorganisation Vostok SOS zu Gute, die sich besonders Menschen der LGBTQ-Szene widmet. TM