Die »Grand Snail Tour« von Urbane Künste Ruhr zeigt künstlerische Aktionen im öffentlichen Raum. Ein Gespräch mit Kurator Julian Rauter.
Wenn die Menschen vielleicht nicht gleich zur Kunst finden, kommt die Kunst eben zu den Menschen: Das ist die Idee hinter der »Grand Snail Tour«, die mit künstlerischen Aktionen im öffentlichen Raum in drei Jahren 53 Städte des Ruhrgebiets ansteuern will. Ein Drittel ist inzwischen geschafft – was ist als nächstes geplant? Ein Gespräch mit Kurator Julian Rauter, der als nächstes ein Hochhaus in Bönen und die Kirmes in Unna ansteuern will.
kultur.west: Herr Rauter, im Oktober macht die Schneckentour in Bönen und Unna Halt – was erwartet die Besucher*innen dort?
JULIAN RAUTER: In Bönen kommt das Büro für außerordentliche Schreibangelegenheiten (BFAS) von Tim Holland mit der Übersetzerin und Autorin Eva Wemme zu einem Wohnblock in der Bahnhofstraße. Hier können Texte auf Rumänisch und Deutsch bei beiden in Auftrag gegeben werden. Wie schon bei der ersten Version des BFAS in Haltern gilt: »Anything goes« – von Gedichten, Beschwerden und Briefen bis hin zu Raptexten. Zudem packen wir zum letzten Mal in dieser Saison unser mobiles Minigolfset von Sowatorini Landschaft aus. Für unseren Tourstopp in Unna möchten wir den Künstler Paul Spengemann einladen, im Rahmen der Kirmes eine künstlerische Arbeit mit Laserprojektoren zu zeigen.
kultur.west: Im November und Dezember geht es dann nach Fröndenberg und Holzwickede – was ist dort geplant?
RAUTER: Paula Erstmann und Lisa Klosterkötter, die die Grand Snail Tour vor gut einem Jahr in Xanten mit ihrem »Snail-Kiosk« eröffnet haben, sammeln Geschichten und Rezepte der Wochenmarktbetreiber*innen in Fröndenberg. Diese lassen sie auf Packpapier drucken und händigen sie beim Snacken auf dem Markt aus. Den Jahresabschluss unserer Tour planen wir, in Holzwickede mit einer Performance von Inga Krüger zu feiern, bei der ihre Stimme durch verschiedene Lokalitäten der Stadt mäandert. Zudem wird eine neu entstandene Leuchtschrift für unseren Trailer von der Bühnenbildnerin Anna Viehbrock eingeweiht. Das Lichtobjekt mit dem Titel »Heute Demnächst Ende« kann nach 17 Stationen in 2025 auch als Versprechen und Vorfreude auf die Fortsetzung unserer Tour im nächsten Jahr verstanden werden.
kultur.west: In diesem Jahr hat die Schnecke ein Drittel ihrer Stationen absolviert und sich dafür im nördlichen Ruhrgebiet fortbewegt. Wie geht es 2026 weiter?
RAUTER: Die Schnecke schläft nicht und begibt sich in den ersten Monaten des Jahres nach Schwerte und Hagen auf eine Reise in den Ennepe-Ruhr-Kreis. In Hagen will die Künstlerin Rebecca Racine Ramershoven erstmalig unseren Trailer in einen »Wutraum« verwandeln, während in Schwelm eine Arbeit mit dem Trio Wellenbad und Chorwerk Ruhr geplant ist. Neben den neuen künstlerischen Arbeiten freuen wir uns im Team – wo gemeinsam mit der künstlerischen Leitung Britta Peters die Ideen für Formate entstehen und entwickelt werden – im neuen Jahr aber auch auf die Fortsetzung der Zusammenarbeit mit Künstler*innen, die unsere Tour seit Beginn begleiten – zum Beispiel Tunay Önder, Ari-Benjamin Meyers, Mona Schulzek oder Havîn Al-Sîndy.

Zur Person
Julian Rauter arbeitet als Kurator Outreach für das dreijährige Projekt »Grand Snail Tour« von Urbane Künste Ruhr, das sich experimentell Fragen des Zusammenlebens widmet: Wem gehört der öffentliche Raum, und wie können wir Orte der Zusammenkunft schaffen oder bestehende Räume aktivieren? Zwischen 2023 und 2024 hat er an den Staatlichen Kunstsammlungen Dresden künstlerische Community-Projekte für das Outreach-Programm »Aktive Orte« konzipiert und realisiert. Er lebt und arbeitet in Gelsenkirchen und Leipzig.
ALS NÄCHSTES MACHT DIE SNAIL-TOUR AM 9. OKTOBER IN BÖNEN UND
AM 31. OKTOBER IN UNNA HALT.
HINTERGRÜNDE ZUR »GRAND SNAIL TOUR« GIBT ES AUCH IN UNSEREM