Die Ludwiggalerie Schloss Oberhausen zeigt die bahnbrechenden Designs zu Alben von Pink Floyd, Led Zeppelin und vielen anderen.
Ein Konzeptalbum über Wahnsinn und Gewalt. Popmusik, die sich mit dem Diktat von Zeit und Geld, auch mit dem Krieg beschäftigt. Das Cover des vor 50 Jahren erschienenen Albums »The Dark Side of the Moon» von Pink Floyd ist ebenso berühmt wie die Musik. Ein weißer Lichtstrahl trifft auf ein Prisma und fächert sich auf in die Spektralfarben von violett bis rot, die Farben, die für das menschliche Auge sichtbar sind. Abstrakte Kunst auf einem Plattencover, das eigentlich der Werbung dienen soll. Nun hängt es im Eingangsraum der Ausstellung »Hipgnosis Breathe».
Aubrey Powell und Storm Thorgerson haben Ende der sechziger Jahre das Designstudio Hipgnosis gegründet. Ihre Wohngemeinschaft war ein Treffpunkt der Londoner Musikszene. Der vor elf Jahren verstorbene Thorgerson war mit den Mitgliedern der Band Pink Floyd seit seiner Schulzeit befreundet. Der Name Hipgnosis soll sich auf ein Graffito beziehen, dass Pink-Floyd-Sänger Syd Barrett auf die Wohnungstür der WG gemalt hat. Es verbindet die Begriffe hip und gnosis, das altgriechische Wort für »Wissen». Und natürlich schwingt auch die Hypnose mit.
Aubrey Powell, der die Schau zusammen mit John Colton von der Berliner Browse Gallery kuratiert hat, erzählt: »Die Arbeit an so einem Cover hat bis zu sechs Wochen gedauert. Wir konnten uns intensiv mit der Bildkomposition, den Farben und dem Charakter des Bildes auseinandersetzen.» So etwas sei heute nicht mehr möglich. »Da fehlt einfach die Zeit zum Nachdenken und zur Kontemplation.»
Eines der spektakulärsten Plattencover in der Ausstellung stammt vom Album »Wish you were here». Ein Händedruck zwischen zwei Männern, einer von ihnen brennt. Anscheinend schließen sie gerade einen Vertrag. Pink Floyd hat das als bittere Kritik an der Plattenindustrie gedeutet. »Die Bilder sollen neugierig machen» sagt Aubrey Powell, »welche Geschichten sich dahinter verbergen.» Vorher waren einfach Fotos der Bands auf dem Cover, nun fehlte manchmal sogar der Name.
Eine digitale Nachbearbeitung gab es noch nicht. Es gehört zur Aura dieser Fotografien, dass sie nicht leicht herzustellen waren. Für die Band 10cc hat Hipgnosis ein Schaf auf eine Chaiselongue vor den Wellen des Pazifischen Ozeans gesetzt. Und es war wirklich ein echtes Schaf, das allerdings mit Medikamenten ruhiggestellt werden musste, weil es vor den Wellen Angst bekam.
Manchmal wussten die Designer selbst nicht, was die von ihnen vorgeschlagen Motive bedeuteten. Für »Presence» von Led Zeppelin – laut Fachmagazin »Rolling Stone» eines der meistunterschätzten Alben aller Zeiten – entwarf Aubrey Powell einen rätselhaften schwarzen Obelisken. Er steht ganz selbstverständlich auf einem Tisch, um ihn herum sitzt eine bürgerlich-spießig gekleidete Familie mit Vater, Mutter, Sohn und Tochter. Viele der ausgestellten Plattencover haben klare Bezüge zum Surrealismus, zu Werken von René Magritte oder Salvador Dalí. Aubrey Powell erfüllt es mit Stolz, dass die Werke von Hipgnosis nun im Museum angekommen sind. »Sie werden als Kunst präsentiert», sagt der 77-Jährige, »nicht als kommerzielles Produkt».
Die Bilder sind Ausdruck von Verstörung und Verzweiflung, vom Mut, sich mit den dunklen Seiten des Lebens auseinanderzusetzen. Natürlich wirken sie besonders intensiv, wenn das Publikum dazu die Platten hört. Das ist möglich, die Ludwiggalerie bietet einen Music Walk mit Kopfhörern an.
Ludwiggalerie Schloss Oberhausen
»Hipgnosis. Breathe«
Bis 20. Mai