Der Räuber Hotzenplotz. Großmutter mit ihrer Kaffeemühle, Zauberer Petrosilius Zwackelmann, Wachtmeister Dimpfelmoser, die kleine Hexe, die Muhme Rumpumpel, Krabat, Hörbe mit dem großen Hut, der kleine Wassermann – man könnte diese Aufzählung noch zeilenlang weiterführen. Hinter jedem dieser Charaktere steckt eine Kindheitserinnerung und sie alle haben einen gemeinsamen Vater. Den Kinder- und Jugendbuchautoren Otfried Preußler, der seit den 60er Jahren für Spannung und lange Lesestunden in den Kinderzimmern sorgte. Er schrieb über 35 Bücher, die in mehr als 50 Sprachen übersetzt wurden und mit einer Gesamtauflage von 50 Millionen Exemplaren noch immer Leser*innen in aller Welt begeistern.
In welcher Breite Otfried Preußler die Kinderbuchliteratur beeinflusst hat, ist einer Ausstellung der Ludwiggalerie Schloss Oberhausen erfahrbar. Dabei geht es nicht nur um den Autoren selbst, sondern auch die Illustrationen der zahlreichen Zeichner*innen, mit denen er zeitlebens zusammenarbeitete und die seinen Figuren ihren besonderen Charakter verliehen. 300 originale Zeichnungen, darunter selten gezeigte, von Preußler selbst angefertigte Illustrationen zu Hörbe, wurden zusammengetragen; hinzu kommen Filmrequisiten und Fotografien. Der Thienemann-Esslinger Verlag hat für die Ausstellung rund 50 originale Tuschezeichnungen der Künstlerin Winnie Gebhardt zur Verfügung gestellt.
Von ihr stammen das unverwechselbare Aussehen der kleinen Hexe und des kleinen Wassermanns. Besonders bekannt sind die Zeichnungen von F.J. Tripp, der mit seinem rustikalen und leicht zerzausten Stil dem Räuber Hotzenplotz Persönlichkeit verlieh. Weitaus düsterer dagegen sind die holzschnittartigen Sepia-Zeichnungen, die Herbert Holzing für Krabat schuf und die über viele Auflagen des Buches hinweg Verwendung fanden. Neben den Klassikern sind aber auch die Neuillustrationen von Daniel Napp, Thorsten Saleina und Annette Swoboda in Oberhausen zu sehen. Drei Etagen voller alter und neuer Erinnerungen sind zu entdecken – klassische Bilderbücher, Geschichtensammlungen, traditionelle Sagen bis hin zu seinen fantastischen Erzählungen. Das gesamte Preußler-Universum, zu dem auch unbekanntere Figuren wie die dumme Augustine, Wanja, Tella oder die Schildbürger gehören. Zur Ausstellung findet ein Programm aus Lesungen, Vorträgen und Führungen statt.
Wer Preußler-Verfilmungen auf der großen Leinwand sehen möchte, dem seien die 37. Kinderfilmtage im Ruhrgebiet empfohlen. Bis zum 11. Oktober 2020 laufen in Essener, Mülheimer und Oberhausener Kinos »Die kleine Hexe« und »Das kleine Gespenst«. Das Filmfestival hat übrigens mit u.a. vier Verfilmungen von Pippi Langstrumpf noch weitere Klassiker im Programm. Bei Vorlage einer Eintrittskarte der Kinderfilmtage erhalten Familien (2 Erwachsene und Kinder) ermäßigten Eintritt in die Oberhausener Ausstellung.
Bis 10. Januar 2021, www.ludwiggalerie.de www.kinderfilmtage-ruhr.de