Einmal macht Fred ihren Onkel, den Geldverleiher Ebenezer Scrooge, spielerisch nach. Die anderen sollen erraten, wer sie ist. Aus grotesk übertriebenen Gesten erschafft sie ein zweibeiniges Monstrum, das wild mit seinen Händen herumfuchtelt und alles zusammenraffen will. Doch das reicht nicht. Ihre Mitspieler kommen einfach nicht auf den Onkel. Erst als Fred mehrmals »Humbug« vor sich hingrummelt, wissen die anderen Bescheid. Immer wenn dem von Tobias Fend gespielten Scrooge etwas nicht passt, wenn er sich über die Sentimentalität und die Großherzigkeit seiner Mitmenschen echauffiert, fällt dieses eine Wort. Mal ist es ein Florett, das den Argumenten seines Gegenübers den Todesstoß versetzen soll. Aber meist benutzt er es wie einen Hammer, um jede Diskussion zu beenden.
Viktorianisch-düster
Weihnachtsstimmung will in Danielle Strahms Inszenierung nach Philipp Löhles Bearbeitung von Charles Dickens »Weihnachtsgeschichte« also erst einmal nicht aufkommen. Die Passanten, die über die Vorbühne gehen, werfen zwar Papierschnee in die Luft, der dann auf sie niederrieselt. Aber die Atmosphäre bleibt viktorianisch-düster. Zusammen mit ihrem Hauptdarsteller Tobias Fend zelebriert sie Scrooges Zynismus und erinnert einen daran, wohin zügelloser Egoismus führen kann. Nur die Geister, die dem Menschenfeind in der Weihnachtsnacht erscheinen, können es richten. Der Schrecken, den Danielle Strahm phantasievoll in Szene setzt, hat dabei nicht nur für Scrooge etwas Heilsames. Er erinnert uns alle daran, dass die wahren Weihnachtswerte nichts mit Geschenken zu tun haben.
Ab 6 Jahren; zahlreiche Vorstellungen bis zum 20. Dezember im Großen Haus in Paderborn