Mit knapp 40 Veranstaltungen präsentiert sich die phil.Cologne als Plattform für Debatten. Bei der 13. Ausgabe des Kölner Philosophiefestes geht es auch um Freiheit und Demokratie – und um den Vormarsch der Künstlichen Intelligenz.
Die Auftaktveranstaltung der phil.Cologne befasst sich mit einem Phänomen, das vielen auf den Nägeln brennt: Am 23. Juni, 18 Uhr, sprechen Daniel Kehlmann und Markus Gabriel »über den Menschen im Zeitalter der KI«. Kehlmann, gefeierter Schriftsteller, mit dem Roman »Die Vermessung der Welt« bekannt geworden, beleuchtet im Dialog mit dem Philosophen Markus Gabriel, welche Folgen die Vermessung der im Internet erfassten Welt durch die KI haben könnte.
Kunst, Kreativität, Technologie, Gesellschaft – Künstliche Intelligenz scheint mittlerweile allgegenwärtig zu sein. Auch das Schulprogramm »KlasseDenken« der phil.Cologne kommt daran nicht vorbei: »Denke ich noch selbst? KI, ChatGPT & Co.«, so lautet die bange Frage im Comedia Theater (24. Juni). Peter Sloterdijk, Philosoph und Kommentator zu Krisen und gesellschaftlichen Umbrüchen, weitet die Debatte auf die Digitalisierung als Epochenphänomen aus, indem er fragt: »Wie wollen wir im Zeitalter der Technologie leben und lernen?« (27. Juni, Balloni-Hallen).
Zukunft der Demokratie
Weil die phil.Cologne eine Brücke zwischen der akademischen Welt der Philosophie und der Öffentlichkeit schlagen will, stehen Themen, die in unruhigen Zeiten breite Teile der Gesellschaft aufrütteln, auf der Prioritätenliste des Festivals ganz oben. Um die Zukunft der Demokratie und das geschwundene Vertrauen in die Politik geht es in einer Diskussion zwischen Robert Habeck (bis vor kurzem Wirtschaftsminister) und dem Kabarettisten Florian Schroeder (23. Juni, Flora). Einen Tag später brechen Welt-Herausgeber Ulf Poschardt und der Staatsrechtler Christoph Möllers eine Lanze für individuelle und gesellschaftliche Freiheit (24. Juni, Comedia Theater). Dagegen betont der Publizist Michel Friedman die Verantwortung gegenüber der Gemeinschaft, die der Freiheit des Einzelnen Grenzen auferlegt (28. Juni, WDR-Funkhaus).
Seit der Invasion russischer Truppen in die Ukraine im Februar 2022 ist der Krieg näher an Deutschland herangerückt. Die Veranstaltungsreihe »Krieg und Frieden« zollt der bedrohlichen Entwicklung Tribut. Etwa mit einer beunruhigenden Fiktion des Militärexperten Carlo Masala. Sein düsteres Szenario: Russland gewinnt den Krieg, Angriffe auf das Baltikum folgen, und ein unvorbereitetes Europa steht vor der Entscheidung, einen Atomkrieg zu riskieren (28. Juni, WDR-Funkhaus). Am Tag darauf rekapituliert Leibniz-Preisträger Jörn Leonhard kriegerische Auseinandersetzungen der Vergangenheit und hält trotz aller niederschmetternden Botschaften ein tröstliches Faktum bereit: Alle Kriege gingen irgendwann zu Ende (29. Juni, Comedia Theater).
Zu den Kriegsopfern zählte in gewisser Weise auch Thomas Mann, obwohl der berühmte Schriftsteller, der früh vor den Nationalsozialisten warnte, im US-Exil persönliche Sicherheit fand. In seinen Radiosendungen »Deutsche Hörer!« (1940-1945), die von der BBC ausgestrahlt wurden, bezog der Meister kunstvoll-komplexer Formulierungen glasklar Stellung gegen die »verworfenen Mächte« des Hitler-Regimes. Aus seinen Radiomanuskripten, die von Mely Kiyak neu herausgegeben wurden, liest Maria Schrader prägnante Passagen (29. Juni, WDR-Funkhaus). »Die Barbarei«, hatte Thomas Mann erkannt, »beginnt immer mit der Abschaffung der Menschenrechte«.
phil.Cologne – internationales Philosophiefest
Köln, 23. bis 30. Juni