Drei Jahre ist es nun her, dass das Internationale Literaturfest Lit.Cologne in seiner regulären Form stattgefunden hat – regulär, das bedeutet: fast zwei Wochen lang, mit mehreren Veranstaltungen täglich an verschiedenen Orten der Stadt und vielen prominenten Autor*innen und Schauspieler*innen, die tausende Besucher*innen zu den Lesungen lockten. Nach dem Ausfall des Festivals 2020 und einer digitalen Lit.Cologne 2021 soll die diesjährige Ausgabe vom 15. bis 26. März wieder zum Zentrum der internationalen Literatur gemacht werden. Dafür haben die Programmmacher*innen inklusive des Kinderprogramms ein 180 Veranstaltungen starkes Programm konzipiert. Vor allem nach der Absage der Leipziger Buchmesse ist das Stattfinden der Lit.Cologne ein wichtiges Signal für die Buchbranche.
Im Programm reiht sich ein prominenter Name nach dem anderen. Direkt zu Beginn stellt der aktuelle Nobelpreisträger für Literatur, Abdulrazak Gurnah, sein Werk im Gespräch mit Katja Riemann vor (16. März). Mit Orhan Pamuk ist am 21. März zudem ein ehemaliger Nobelpreisträger dabei. Weitere große internationale Namen sind unter anderem Hanya Yanagihara, die 2017 mit »Ein bisschen Leben« für Furore sorgte, sowie Karl Ove Knausgård, Elif Shafak, Leila Slimani und die Booker-Preisträgerin Bernadine Evaristo. Unter den deutschsprachigen Autor*innen gibt es so prominente Namen wie Christian Kracht, Doris Dörrie oder Martin Suter. Letzterer stellt am 20. März keinen neuen Krimi, dafür aber seinen biographischen Roman über den Fußballer Bastian Schweinsteiger vor. Zudem finden sich jede Menge Krimi- und Thriller-Autor*innen im Programm: Tana French, Jussi Adler Olsen und Donna Leon sind da sicher die bekanntesten.
Schwerpunkt Klimawandel
Die Lit.Cologne ist aber auch dafür bekannt, aktuelle Sachbücher zu präsentieren und dabei den Fokus auf gesellschaftliche Themen zu setzen. Als diesjähriger Schwerpunkt werden die ganz großen Themen Klimawandel, Gesundheit und lebenswerte Zukunft benannt. Dazu kommen bekannte Akteur*innen wie Maja Göpel, Frank Schätzing, Peter Wohlleben oder Joschka Fischer nach Köln. Einen Gast wie den Virologen Hendrik Streeck am 22. März, der mit der Ärztin Yael Adler ein Buch über das Immunsystem veröffentlicht hat, hätte man vor drei Jahren wohl noch nicht bei einem Literaturfestival erwartet. Auch ein Zeichen dafür, dass sich die Zeiten ändern?
Politisch wird es unter anderem mit der Vizepräsidentin des schleswig-holsteinischen Landtags Aminata Touré (20. März), der Vermittlerin für Rassismuskritik Tupoka Ogette (26. März) oder Thomas Hüetlin und Cem Özdemir, die am 19. März über rechten Terror in Deutschland sprechen. Von den zahlreichen Themenabenden liest sich vor allem der über eigensinnige Frauen vielversprechend, bei am 26. März dem Carolin Emcke und Anke Engelke Texte der Gebrüder Grimm, Simone de Beauvoir, Christa Wolf oder Jeanette Winterson vortragen.
Bei all den prominenten Namen: Wenn es eine Stimme gibt, die man vermisst im deutschen Kulturbetrieb, im Buchmarkt, im lauten Getöse der TV-Talkshows und auch bei der Lit.Cologne, dann ist es die von Roger Willemsen. Es ist schön und wohltuend, dass sein Vermächtnis beim Festival weiterhin vertreten ist: bei einer von Studierenden konzipierten literarischen Deutschlandreise am 20. März, die sich auf sein gleichnamiges Buch bezieht und mit dem noch von ihm selbst vor seinem Tod konzipierten Rezitationskonzert »Landschaften«.
Internationales Literaturfest Lit.Cologne, 15. bis 26. März 2022