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Auf dem Weg der Wörter

Erinnerung, sprich! Der Roman von Klaus Weise, Regisseur und Ex-Intendant in Oberhausen und Bonn, verarbeitet deutlich autobiografisches Material. Gleichwohl scheint »Sommerleithe. Wortbegehung einer Kindheit diesseits und jenseits der Zonengrenze« ein Fantasiestück zu sein, was etwas anderes meint als Fiktion. Dichtung oder verdichtetes Erleben? Im Kunstraum bewegt man sich nicht nach diesem ’entweder oder’. Weise ruft mit dem vorangestellten Motto Vladimir Nabokov auf, der den Wahrheitsbegriff für die Kunst als beleidigend abtut.  Keine Redewendung, sondern blutiger Ernst. Der ältere Sohn des Metzgermeisters Weise steckt am Spieß. Es ist die Urszene, mit der die Geschichte anfängt und zu der sie mehrfach zurückkehrt, montiert aus Tagesspuren, Realitätsresten und Traumsequenzen. Wer mit dem Schlachten aufwächst, lernt: Leben heißt Töten. In der heimischen Fleischerei wird der Knabe Dieter am »Himmel« der Räucherkammer mit einem Räucherspieß befestigt zwischen Würsten und Schinken. Ein finsterer Vater- und Männerspaß. Angst umfängt ihn, das Empfinden von Schuld und moralisches Bewusstsein erwächst ihm – in dieser Folterkammer seines Gewissens. Denn der kleinere Bruder, der hier Klaus heißt und selbst in der Räucherkammer zu Tode kommt, ist offenbar nicht der Autor und Ich-Erzähler, sondern fließt mit ihm zusammen am poetischen Schmelzpunkt. Das Buch erzählt auch von Selbstrettung – in Stellvertretung.  Beginnend mit…