Das »Udoversum« ins Ruhrgebiet zu bringen, darin besteht die Mission einer Ausstellung der Ludwiggalerie Schloss Oberhausen. Sie feiert den Musiker Udo Lindenberg als Künstler. Und als Erneuerer der Maltechnik, die er mit seinen »Likörellen« hochprozentig angereichert hat.
Obwohl Udo Lindenberg, der seit Ende der 1960er Jahre in Hamburg lebt, längst als VIP-Hanseate eingebürgert wurde, liegen die Wurzeln des Deutschrockers in NRW. Im westfälischen Gronau wurde er 1946 geboren. Als Schlagzeuger in Düsseldorfer Altstadtkneipen betrat der 15-Jährige erstmals die musikalische Bühne, schaffte 1973 mit dem Album »Alles klar auf der Andrea Doria« den Durchbruch, landete in der Folge unzählige Hits und brachte mit dem »Sonderzug nach Pankow« Lockerheit in die deutsch-deutsche Verkrampftheit.
Ein Sonderzug nach Oberhausen, wo Udo Lindenberg als bildender Künstler gefeiert wird, ist zwar nicht vorgesehen. Doch dürfte die Ludwiggalerie Schloss Oberhausen, die für die kauzig-komische Bildwelt des Multitalents sämtliche Räume freigemacht hat, in den nächsten Monaten zur zentralen Anlaufstelle für viele Udo-Fans werden. Mit Unterstützung der Essener Brost-Stiftung konnte das Museum eine Retrospektive organisieren, die sowohl in die Breite als auch in die Tiefe geht. Während im Großen Haus die Kunstwerke präsentiert werden, widmet sich das Kleine Schloss der Biografie Lindenbergs – von den Anfängen bis zum jüngsten Nummer-1-Hit »Komet«.
»Yeah! Das Udoversum knallt kometenartig mitten ins Ruhrgebeat hinein«, freut sich der Künstler in der ihm eigenen nuscheligen Diktion über den großen Auftritt. »Udo is coming home nach NRW. Meine Babys, also meine Bilder, dürfen ins feine Schloss Oberhausen einziehen, genauso wie die ganze Panik-History.«
Schon auf seinem 1979 erschienenen Album »livehaftig« verewigte sich Lindenberg mit einer Zeichnung auf dem Innencover. Der LP »Götterhämmerung« (1984) fügte er ein in Konturlinien angelegtes Selbstbildnis bei. Inzwischen bevölkern etliche charakteristische Figuren und Themen das an Comic und Cartoon orientierte Œuvre. Darunter Detektiv Coolman, Elli Pyrelli, Rudi Ratlos, Familie Kabeljau – und der Meister selbst als Galionsfigur auf der losschippernden Andrea Doria.
Doch auf die Rolle als lockerer malender Entertainer lässt sich der Mann mit Hut, Sonnenbrille und Mantel nicht reduzieren. Lindenberg hat auch Schwergewichtiges im bildnerischen Repertoire. Beispielsweise Werke, die sich mit den biblischen Geboten auseinandersetzen, Darstellungen, die von Goethes »Faust« inspiriert sind, oder Karikaturen, die gegen Rechtsextremismus Stellung beziehen (»Pimmelköppe«). Ein Gemälde des einstigen Anarchos hat es sogar bis ins Bundeskanzleramt geschafft.
Damit nicht genug: Der altehrwürdigen Technik des Aquarells hat der Panikrocker neue Wege gebahnt. War die Verwendung von Wasser als Verdünnungsmittel die längste Zeit obligatorisch, so versetzt Lindenberg die Farben mit Eierlikör, Kirschlikör, Blue Curaçao und anderen Spirituosen. Diese »Likörelle« sind nicht nur leuchtend bunt, sondern auch markenrechtlich geschützt. Darauf einen Dujardin.
»UDO LINDENBERG. KOMETENHAFT PANISCH – LIKÖRELLE, UDOGRAMME,
NACKTE AKTE & VIEL MEHR«
LUDWIGGALERIE SCHLOSS OBERHAUSEN