Sie setzen sich für Minderheiten ein. Engagieren sich in ihren Texten für in ihrer Freiheit bedrohte Nationen, für gefährdete Tiere oder Pflanzen. Das Kölner Poetica-Festival lädt jedes Jahr Schreibende ein, um über ihr Werk und seine Grenzen zu sprechen. Diesmal geht es (auch) um das »chorische Ich«, um das Schreiben im Namen anderer. Dafür hat der Schriftsteller, Musikdramaturg und Regisseur Christian Filips neun Autor*innen ausgewählt.
Begleitet werden ihre Lesungen und Gespräche zum ersten Mal nicht nur von einem literarischen, sondern auch von einem musikalischen Festivalchor aus Mitglieder*innen der Stadtgesellschaft. Dazu passt, dass auch der diesjährige Ehrengast aus der Musik kommt: Patti Smith, die »Godmother of Punk«, setzt sich immer wieder für Minderheiten ein und positioniert sich politisch, ob in ihren Songtexten, ihrer Prosa oder Lyrik. Auf der Poetica will sie am 18. April über ihr Leben und ihre Arbeit am »Buch der Tage« sprechen, einem Experiment auf Instagram, für das sie ein Jahr lang jeden Tag – von Millionen von Follower*innen begleitet – Bilder machte. Entstanden ist ein Jahres-Foto-Album, in dem sie Porträts von Künstler*innen wie Sylvia Plath, Jean Genet oder Dylan Thomas zusammengestellt hat.
Wie wehrt sich Poesie gegen falsche Namen und Benennungen? Kim de l’Horizon hat den eigenen Geburtsnamen in ein Anagramm verwandelt. In seinem Roman »Blutbuch« tritt eine fluide Schreibpraxis den vererbten Zuschreibungen entgegen. Dazu passt ein Gespräch, dass der Deutsche Buchpreisträger am 19. April in der VHS am Neumarkt mit dem/der nigerianischen Dichter*in, Sänger*in, Songwriter*in und LGBTQ-Aktivist*in Logan February über Identitätskonzepte führen will.
Die Poetica ermöglicht nicht nur Einblicke in englischsprachige und deutsche Literatur. Sie fragt auch, ob es gegenwärtig eine Poesie der »Working Class« gibt. Darüber sprechen die Lyriker*innen Lionel Fogarty, James Noël, Sukirtharani und Zheng Xiaoqiong am 20. April und bringen Gedichte aus der Arbeiterklasse in Australien, Haiti, Indien und China mit in die Zentralbibliothek. Am letzten Abend bringt der Schauspieler und Musiker Philipp Plessmann mit den Dichter*innen des Festivals ihre Texte auf die Bühne und vertont sie mit Schauspieler*innen, Musiker*innen und dem Poetica-Chor: Geschaffen von den einzelnen Menschen für die (Festival-)Gemeinschaft.
Poetica 8, 17. bis 22. April, an verschiedenen Orten in Köln
poetica.uni-koeln.de/poetica-8/