Angefangen hatte alles mit … tja, womit eigentlich? Fing es mit der Liaison zwischen einem bekannten Düsseldorfer Künstler und einer sizilianischen Galeristin zur Jahrtausendwende an? Oder erst in den Beziehungen, die er danach in den tiefen Süden Italiens knüpfte? Muss man gar weiter zurück, bis zur Italien-Begeisterung seines Professors an der Kunstakademie? Gerhard Hoehme hatte den jungen Studenten 1976 erstmals mit nach Palermo genommen, auf eine Exkursion.
So oder so: Es ist dem Künstler, Kulturfunktionär und Aktivisten Michael Kortländer zuzuschreiben, dass aus eher losen Banden irgendwann eine hochoffizielle Verbindung entstand: 2016 wurde die formale Städtepartnerschaft zwischen Düsseldorf und Palermo vereinbart. Zwei europäische Landeshauptstädte von beinahe gleicher Größe, die – jedenfalls auf den ersten Blick – kaum unterschiedlicher sein könnten. Hier das eher gediegene Düssel-»Dorf«, beschaulich, aufgeräumt und vielleicht auch etwas bieder, im direkten Vergleich. Dort, so klischeehaft auch das klingen mag, die ebenso lebendige wie chaotische und ziemlich morbide Hafenstadt, seit fast 3000 Jahren ein Hotspot der Mittelmeerkultur(en).
Fragt man Kortländer, der auch Vorsitzender des Vereins Düsseldorf-Palermo ist, ob es etwas gibt, das diese ungewöhnliche Verbindung symbolisiert, verweist er nicht auf den vereinseigenen Ausstellungsraum in den Cantieri Culturali alla Zisa, einer früheren Möbelfabrik, zwischen Mario-Merz-Stiftung, örtlichem Goethe Institut und zwei Dutzend weiteren Kulturinstitutionen. Er nennt auch nicht die ständig wechselnden Ausstellungen nordrhein-westfälischer und sizilianischer Künstler*innen hier wie dort oder die künftige Kooperation zwischen den Kunstakademien der beiden Städte. Nein, sagt Kortländer, es gehe um etwas dahinter, darunter, darüber: Eine gemeinsame Liebe zur Kunst, die in beiden Städten ähnlich stark, aber jeweils ganz anders zu erleben sei.
In Palermo werde man von der über Jahrtausende reichenden Historie und ihren kulturellen Schätzen beinahe erschlagen. Doch umgekehrt seien die Palermitaner ganz fasziniert von der Moderne und zeitgenössischen Kunst, die sie in Düsseldorf anders als auf Sizilien als fast allgegenwärtig empfänden. Doch das personifizierte Sinnbild für die besondere Beziehung zwischen Düsseldorf und seiner süditalienischen Schwester sei… ein Mann namens Matteo. Der transportiert schon seit Jahren die Kunstwerke zwischen der Hafenstadt am Rhein und der am Mittelmeer hin und her, aber nicht in einem hochtechnisierten Kunsttransporter voller teurer Klimakisten, sondern … nun ja, Matteo ist Oliven-Spediteur. Sein Hang zur Kunst zeige sich in der Sorgfalt und Aufmerksamkeit, mit der er fragilste Werke auf der langen Strecke hüte wie seinen Augapfel, aber auch an seinem Laster selbst. Erst kürzlich habe er einen landesweiten Wettbewerb gewonnen: Matteo fährt jetzt auch offiziell den schönsten LKW Siziliens. Eine Wahlverwandtschaft, bis in die Niederungen des Alltags.