Aller guten Dinge sind vier beim Düsseldorf Festival: Theater, Musik, Neuer Zirkus und Tanz, diese performativen Disziplinen bilden das Rückgrat der Veranstaltung, die in diesem Jahr ihren 35. Geburtstag feiern kann.
»Sei ein Wolf!«, mit dieser kernigen Aufforderung will die Show der australischen Zirkus-Kompanie Circa unter ihrem Leiter Yaron Lifschitz das animalische Potenzial im zivilisierten Besucher herauskitzeln. Zehn Künstlerinnen, Grenzgängerinnen zwischen Akrobatik und Tanz, lassen den Wolf raus bei ihrem dynamischen Auftritt. In dessen Verlauf verwandeln sich die zerstörerischen Kräfte des Chaos in ein eingeschworenes Rudel. Eine Metamorphose, die gleich an vier Tagen zu erleben ist, denn »Wolf« eröffnet das Festival am 10. September und läuft bis zum 13. September im weißen Theaterzelt, das direkt am Rhein steht.
Gleichfalls unter der Rubrik »Neuer Zirkus« rangiert das Copenhagen Collective, das am 18., 19. und 20. Oktober nichts weniger als die Schöpfung zum Gegenstand seiner Show macht: »The Genesis« startet mit einer leeren Bühne, die von 20 Künstler*innen belebt wird. Deren Darbietung erzählt eine Geschichte von Mitgefühl und entstehender Gemeinschaft, von der Kraft des Miteinanders und der Stärke durch Unterschiede.
Von der Genesis zur Muttergottes: Eine Madonna mit Kind markiert den Auftakt von »Faith«, in Szene gesetzt von der niederländischen Kompanie Club Guy & Roni (22.9., 23.9., 24.9.). In der Rolle der künstlerisch verfremdeten Muttergottes entfesselt die Sängerin Karima el Fillali eine Performance, in der Verehrung, Chaos und Trance aufscheinen.
Zwischen Wahnsinn, Übernatürlichem und existenzieller Angst pendelt Guy de Maupassants Novelle »Le Horla«. Den Klassiker des psychologischen Horrors, erschienen 1887, bringen Matthias Brandt und Jens Thomas am 14. September auf die Bühne des Theaterzelts. Die Paranoia des Protagonisten, von dem eine unsichtbare Macht zerstörerischen Besitz ergreift, vergegenwärtigen der Schauspieler und der Musiker in einer beklemmenden Darbietung, die viel Raum für Spontanität und Improvisation lässt. Ein weiteres Theaterstück steuert das Düsseldorfer Kollektiv Pièrre.Vers bei. Dessen Produktion »Goldstück« kreist um Rechtsruck und Gefährdung der Demokratie (23.9., 24.9., 27.9., 28.9., Alte Farbwerke).
Ballett und Elektro bringt die Produktion »Soul Chain« zusammen – mit ihr gewann die Kompanie tanzmainz 2018 den Theaterpreis »Der Faust«. Am 16. und 17. September ist Sharon Eyals energiegeladene Choreografie beim Düsseldorf Festival zu erleben. Was die Musik angeht, so deckt das Spektrum des Programms eine große Bandbreite ab. Sie reicht von ukrainischer Volksmusik (Maryna Krut, 13.9., 34Ost) über A-cappella-Gesang (Voces8, »Draw on Sweet Night«, 20.9., Johanneskirche) und Jazz (Trio Mare Nostrum, 21.9., Burgplatz) bis zu kongolesischer Rumba (Kolinga, 28.9., Theaterzelt).
Weil das Festival, das vor 35 Jahren als »Altstadtherbst« aus der Taufe gehoben wurde, diesmal ein Jubiläum feiern kann, gönnen die beiden Intendanten Christiane Oxenfort und Andreas Dahmen dem Publikum (und sich selbst) eine Zugabe, die allerdings erst im November fällig ist: An zwei Wochenenden (8.11., 9.11., 14.11., 15.11., 16.11.) präsentiert das Düsseldorf Festival gemeinsam mit der Johanneskirche Leonard Bernsteins ambitionierte »Mass. A Theatre Piece for Singers, Players, and Dancers«. In dem 1971 uraufgeführten Werk, das um die Glaubenskrise eines Priesters kreist, verschmolz der Komponist Jazz, Blues, Rock, klassische Musik, Zwölftontechnik, Gospel und sakrale Choräle. Das Regie-Duo Hanna Werth und Philipp Heitmann, das Bernsteins Musiktheaterwerk in Düsseldorf realisiert, verspricht »ein bewegendes Spektakel mit über 100 Beteiligten«.
DÜSSELDORF FESTIVAL
THEATERZELT AUF DEM BURGPLATZ UND VERSCHIEDENE ORTE IN DÜSSELDORF
10. BIS 28. SEPTEMBER






