Sharon Eyal und ihre S-E-D Dance Company berühren und hypnotisieren mit ihrer neuen Arbeit »Delay the Sadness« bei der Ruhrtriennale. Außerdem präsentiert das Festival drei weitere Tanz-Produktionen.
Sharon Eyal war 19 Jahre alt, als sie in die renommierte Batsheva Dance Company aufgenommen wurde. Dort wurde sie geprägt von dessen Leiter Ohad Narain und seiner Bewegungsprache des Gaga, bei der es vor allem ums Spüren, um Körperwahrnehmung und Selbsterfahrung geht. Diese Technik, bei der die Schritte aus dem Körperinneren kommen, ist die Grundlage für Eyals eigene Choreografien, bei der sie bis heute von innen nach außen arbeitet. Immer präzise, sehr physisch und hochemotional, wie Tänzer*innen über sie erzählen.
18 Jahre lang tanzte Eyal in der Batsheva Dance Company, entwickelte dort auch erste choreografischen Arbeiten. 2013 gründete sie gemeinsam mit ihrem künstlerischen Partner Gai Behar ihre eigene Kompanie L-E-V (jetzt S-E-D). Ihre Choreografien verschlagen dem Publikum den Atem, immer wieder. Noch vor wenigen Monaten attestierte das erneut die Presse nach ihrer Produktion »ima« für die GöteborgsOperans Danskompani. Hypnotisch, sinnlich und sensationell sind ihre Arbeiten. Dabei fein gebaut und physisch konzentriert. Und immer durchdrungen von einem tragenden Beat minimalistischer elektronischer Musik.
Bei der Ruhrtriennale zeigt die Techno-Tanzchoreografin die Uraufführung ihrer neuen Arbeit »Delay the Sadness«, für die sie – wie bei »ima« – mit Josef Laimon zusammenarbeitet, der den Soundtrack komponiert. Angekündigt ist ein Abend zwischen Clubkultur und Ballett, zutiefst berührend und extrem körperlich.
»Delay the Sadness«
12. bis 15. September
Jahrhunderthalle Bochum
9. September: Artists at Work (Film und Gespräch) mit Sharon Eyal und Ivo Van Hove,
Turbinenhalle Bochum
Fest der Folklore: »Último Helecho«
Zamba, Chacarera und Huaino sind traditionelle südamerikanische Tänze. Für »Último Helecho« erkunden Nina Laisné und François Chaignaud diese Fülle der Folklore, graben tief in den Kulturbeständen Südamerikas und bringen Traditionen wieder auf die Bühne, die durch den modernen Imperialismus weit zurückgedrängt wurden. Dafür arbeiten die Regisseurin und der Tänzer und Choreograf gemeinsam mit der argentinischen Sängerin Nadia Larcher und Interpreten aus dem Bereich der Folklore und der alten Musik. Sie führen südamerikanische Mythen und Barockästhetik zusammen – das Ergebnis ist eine hypnotische Choreografie, ein Fest aus Liedern und Tänzen.
23., 24. und 26. August
PACT Zollverein, Essen

Blühende Bühne: »…how in salts desert is it possible to blossom…«
Robyn Orlin entführt uns in die Wüste, genauer gesagt in die Halbwüste Okiep – eine ehemaligen Bergbauregion in Südafrika. Dort untersucht die südafrikanische Choreografin die Auswirkungen der Kolonisation, geht den Mechanismen von Gewalt und Unterdrückung nach. Mit sechs Tänzer*innen des Garage Dance Ensemble und zwei Musiker*innen bringt sie die Bühne regelrecht zum Blühen, wir hören Vogelgezwitscher und eindringliche Songs, sehen mitreißende Tänze und farbspektakuläre Videos. Da trifft Politik auf berauschende Performance.
3. bis 5. September
PACT Zollverein
2. September: Artists at Work (Film und Gespräch) mit Robyn Orlin und Ivo Van Hove,
Turbinenhalle Bochum
Solo mit Mohamed Toukabri
Mohamed Toukabri startete als Zwölfjähriger mit Breakdance, später studierte er an der Tanzschule P.A.R.T.S in Brüssel, arbeitete für Sidi Larbi Cherkaoui und Damien Jalet und war Mitglied der Needcompany. Zwischen den Welten – zwischen Straße und Bühne, Hip-Hop und Postmoderne, zwischen Persönlichem und Politischem – navigiert er weiterhin. Sein Tanz ist immer auch Erforschung des Körpers. Nach seinem ersten Solo nannte sich der belgisch-tunesische Choreograf »The Upside Down Man«. Sein neues Solo mit dem langen Titel »Every-body-knows-what-tomorrow-brings-and-we-all-know-what-happened-yesterday« ist kein fertiges Statement, sondern eine Einladung, über das Morgen nachzudenken – und passt damit hervorragend ins Programm der Ruhrtriennale unter dem Motto »Longing for Tomorrow«.
29. bis 30. August
PACT Zollverein