Am Rhein liegen dicht beieinander zwei Musikhochschulen. Eine der größten Europas sitzt in Köln, die drittgrößte in NRW in Düsseldorf. Die eine ist das musikalische Labor des Landes, die andere eher konservativ – das zeigt sich auch an ihren Bauten.
Düsseldorf: Robert Schumann Hochschule von Klaus Reese
In der Landeshauptstadt hat Klaus Reese 1975 zunächst einen Übungsraumtrakt und dann, direkt gegenüber, 1993 einen Praktikasaal gebaut. Trotz der unterschiedlichen Bauzeiten ergeben beide Gebäudeteile um einen kleinen offenen Campus ein stimmiges Ensemble. Über den Architekten selbst ist allerdings wenig bekannt, keinesfalls sollte er mit seinem Namensvetter verwechselt werden, der im Dritten Reich in Düsseldorf aktiv war. Fest steht nur, dass auch ein Wohnhaus in Meerbusch und ein Wettbewerbsbeitrag für die Stadthalle in Krefeld von ihm stammt.
Zur Fischerstraße hin gibt sich die Robert Schumann Hochschule geschlossen mit einer grauen Ziegelfassade auf Sichtbetonsockel, nur durchbrochen von schmalen vertikalen Fensterbändern. Auf der Rückseite ist der Bau pavillonartig gestaffelt. Hier erinnern seine drei Geschosse an die typische Schularchitektur der 70er Jahre. Auch nach Jahrzehnten gibt es hier nach wie vor genug Platz für die heute 850 Studierenden. Lediglich die Verwaltung kommt in einer benachbarten Villa unter.
Köln: Hochschule für Musik und Tanz vom Atelier »Bauturm«
Während Reese seinen Entwurf am Rande eines Parks relativ frei planen konnte, war die Hochschule für Musik und Tanz (HfMT) in Köln 1977 im dichtbebauten historischen Kunibert-Viertel entstanden. Das Atelier »Bauturm« musste daher eine originellere und radikalere Lösung als in Düsseldorf finden. In einem einzigen großen Baukörper brachte es alle Bereiche einer Hochschule unter – von der Verwaltung über Seminar- und Übungsräume, eine Cafeteria bis zu einem großen Konzertsaal. Die brutalistische Formensprache aus orangenen Metallverschalungen, die technische Elemente wie Lüftungsrohre bewusst inszenieren, sorgt dafür, dass sich die »Lernmaschine« deutlich von der Umgebung abgrenzt. Den Campus ersetzen Dachterrassen auf verschiedenen Niveaus.
Prominentester Architekt des »Bauturm«-Teams war Peter Busmann, der mit seinem Büro Busmann & Haberer später noch das Museum Ludwig und die Kölner Philharmonie plante. Für letztere ist der große Saal in der HfMT eine Art Vorstudie. In beiden Sälen sind die Zuschauerplätze arenaartig um die Bühne angeordnet – das sorgt für eine gute Sicht und Akustik. Das Dach des Saals ist begehbar – allerdings anders als bei der Philharmonie auch, wenn Konzerte über die Bühne gehen und ohne dass dabei akustische Probleme entstehen.
Vergleicht man beide Bauten, so erstaunt, wie stark sie mit den jeweiligen Ausrichtungen des Lehrprogramms korrelieren. Die Robert Schumann Hochschule ist mit ihrem sehr schulischen Bau tatsächlich auch das konservativere und auf die praktische Instrumental- und Gesangsausbildung orientierte Institut. Die Kölner »Lernmaschine« hat sich bis heute eine experimentelle und innovative Aura bewahrt. Tatsächlich hat die HfMT eine erstklassigen Ruf, was ihre Instrumental- und Gesangsausbildung, ihre Kompositionsklassen und deren prominenten Dozenten und Alumni betrifft. Sie machen Köln zur Hochburg der Neuen Musik. Ein herausragendes Beispiel architektonischer Qualität – und dabei selbst von Kölnern gelegentlich unterschätzt.