Zum
Ende der Spielzeit verlässt Ballett-Chefin Bridget Breiner das
Musiktheater im Revier und geht – mit einem Großteil ihrer
außerordentlichen Compagnie – nach Karlsruhe. Nachdem sie bereits
»Romeo und Julia« inszenierte, obwohl das 14-köpfige Ensemble
eigentlich zu klein für den Stoff ist, erscheint es fast übermütig,
dass sie nun mit »Ein Sommernachtstraum« ein noch
personalintensiveres Shakespeare-Sujet bearbeitet – doch auch
diesmal erweist sie sich als Meisterin des neoklassischen
Handlungsballetts.
In einer knappen Exposition vor Theseus’ Palast werden in pantomimischer und fast untänzerischer Art Personen und Handlungsstränge etabliert, um dann mit der wunderbar geheimnisvollen Bagatelle für Akkordeon (Marko Kassl) und Klavier (Annette Reifig) von Komponist Uroš Rojko in den nächtlichen Wald einzutauchen. Jürgen Kirner hat einen Schirm gebaut, der im Bühnenhimmel wie das Laubdach hin und her wogt und im wechselnden Licht (Bonnie Beecher) neue Stimmungsräume entstehen lässt. Mit großer Lust an den Wirren der Liebe choreographiert Breiner brillante Szenen des Hinziehens und Abstoßens zwischen wechselnden Paaren (Francesca Berruto, Sara Zinna, Carlos Contreras, Louiz Rodrigues, Bridgett Zehr, Ledian Soto), ausgelöst und vorangetrieben von Paul Calderones edlem Oberon und dem überdrehten Puck der Hitomi Kuhara, die sich bei der Premiere verletzte und von Lucia Solari ersetzt wird. Bei aller personellen Knappheit gelingt es ihr sogar, Bridgett Zehrs Titania eine ansehnliche Gruppe tanzender Alraunenwurzeln an die Seite zu stellen. Urkomisch und virtuos sind die Handwerker: Ledian Soto überrascht als Nick Bottom mit jugendlicher Naivität, José Urrutia gibt einen herrlich steifen Peter Quince und wie Mason Manning in ein Eichhörnchen verwandelt wird und später als Wand wild herumwedelt, ist schon allein sehenswert.
12. und 25. Mai, 16. und 21. Juni 2019