Manche mögen’s heiß. Moment, falscher Film. Schade, hätte vom Titel her hervorragend zum Thema gepasst. Aber es war natürlich Billy Wilders »Das verflixte siebte Jahr«, in dem Marilyn Monroe für den erotischsten Moment in der Geschichte der Klimaanlage sorgte.
Zugegeben, der Luftstrom, der ihr Kleid nach oben flattern ließ, stammte aus einem schnöden Abluftschacht der New Yorker U-Bahn und nicht aus einer mondänen Klimaanlage. Also vom Prinzip her jene gefürchtete Wand aus heißer Luft, wie man sie aus den Eingängen der alten Kaufhäuser der 70er und 80er kennt, die frisch ondulierte Damen derangiert im Inneren zurückließ und Kleinkinder in die nahe Parfümabteilung wehte.
Echte Klimaanlagen sind da weit raffinierter konstruiert. Deren Erfinder nannte man später »The Father of Cool« – nicht Miles Davis, sondern Willis Haviland Carrier, ein 25-jähriger Ingenieur, der gerade erst angefangen hatte, bei der New Yorker Buffalo Forge Company zu arbeiten. Das Unternehmen stellte zwar Heizlüfter her, bekam aber die Anfrage einer Lithoanstalt, ob man ein Gerät gegen die hohe Luftfeuchtigkeit des heißschwülen Sommers 1911 hätte, die regelmäßig für Fehldrucke sorgte.
Carrier durfte sich ans Werk machen, baute eine handelsübliche Heizung um, in dem er mit einem Ventilator Luft durch die Röhren schickte, die er wiederum mit Wasser abkühlte. Seine Erfindung entzog der Luft nicht nur Feuchtigkeit, sondern senkte auch die Temperatur. Diesen »Air Conditioner« (A/C) meldete er als »Apparat zur Behandlung von Luft« als Patent an und gründete 1915 die Carrier Engineering Cooperation, die bis heute Marktführer ist. Zuerst wurden die neuen Klimaanlagen von Firmen genutzt, die auf spezielle Umgebungstemperaturen angewiesen waren, ab 1920 zogen immer mehr Kinos und Kaufhäuser nach.
Die immer stärkere Verbreitung der Geräte im häuslichen Bereich sorgte dafür, dass auch heiße oder schwüle Gegenden besiedelt werden konnten. Nach Angaben des Spiegel (Stand März 2021) verfügen in den USA 90 Prozent aller Haushalte über eine Klimaanlage, in Indien zehn Prozent und in Deutschland sind es gerade mal drei Prozent. Auch wenn die Hitzewellen zunehmen, ist man hierzulande noch nicht daran gewöhnt, sein Wohnzimmer auf die Temperaturen eines frischen Herbstmorgens herunterzukühlen. Sei es aus Energie- und Umweltschutzgründen oder der recht aufwendigen Nachrüstung. Schließlich brauchen die Klimaanlagen Platz – Abluftkanäle im Inneren und an der Hauswand installierte Einheiten zum Luftaustausch.
Was in heißen Ländern aus der Ferne so aussieht, als hätte man eine LKW-Ladung Mikrowellengeräte an die Fassaden geschraubt, ist in heimischen Vorgärten ein saarlandgroßes Klimagerät, das vor der schmucken Klinkerfassade aus dem Immergrün leuchtet. Und der Denkmalschutz hat bei Altbauten auch richtig Spaß mit solchen Anträgen. Wie man richtig Energie verpulvern kann, wird die Fußball-WM 2022 in Katar zeigen. Abgesehen von der katastrophalen Menschenrechtslage, sollen die Stadien unter freiem Himmel mit Klimageräten sanft temperiert werden. Manche mögen’s eben lau.