TEXT: VOLKER K. BELGHAUS
Eigentlich ist diese Klappwand eine Tapete. Sagt Jan Hormann, der die Idee zu dem ungewöhnlichen Möbel hatte. Im vorletzten Semester seines Architektur-Studiums in Aachen war ein Wettbewerb für innovative Tapetengestaltung der Ursprung der Klappwand. Warum flächig, wenn es auch räumlich geht? Wenn die Wand den Raum nicht mehr nur begrenzt, sondern noch weitere Funktionen hat? Dann kommt diese Klappwand heraus, die er gemeinsam mit seinen Studienkollegen Pegah Ghalambor, Lars Reynolds und Shaghayegh Hamidi realisierte – mittlerweile bildet er mit den dreien das Designkollektiv »ID-Modus« in Köln.
Wenn man die Klappwand kategorisieren sollte, käme wohl ein Stuhltischregal dabei heraus. Dabei wirkt das Möbel in zusammengeklapptem Zustand erstmal unspektakulär, eine große, weiße, fast raumhohe Platte, auf der weitere MDF-Bretter in verschiedenen Größen angebracht sind, die wiederum durch Fugen getrennt werden. Ein monochromer Mondrian gewissermaßen, der seine überraschende Wirkung erst entfaltet, wenn man beginnt, die einzelnen Bretter aufzuklappen. Durch geschickte Scharnierpositionierungen lässt sich die Klappwand zu einem Tisch mit zwei Stühlen verwandeln, außerdem können Regal- und Ablageflächen »erklappt« werden. Das Prinzip des Schweizer Messers wurde auf’s Möbeldesign übertragen – die Idee findet in der Designszene großen Zuspruch. Auf den »Passagen«, einem Ableger der Kölner Möbelmesse, stieß die Klappwand 2009 auf ein positives Echo. Zeitgleich kam sie beim Wettbewerb der Designmesse »Blickfang 09« in Wien gleich zweimal auf den ersten Platz: einmal als bestes Produkt, und dann auch noch als bester Messestand, der hauptsächlich aus der Klappwand und drei schwarzen Wandelementen bestand. Wenig später folgte der zweite Platz beim internationalen New Yorker »Re:Vision Award«.
Das Konzept, das augenscheinlich auf die Platznot in Studentenbuden und Wohngemeinschaften zurückgeht, wird momentan weiter entwickelt. So gibt es erste Entwürfe für eine farbige Gestaltung – und tatsächlich ist eine »echte« Mondrian-Variante mit dabei, inklusive dessen typischer Farbflächen. Aber auch Binnenmuster und andere Oberflächenstrukturen sind angedacht. Und weil die Herrschaften von »ID-Modus« ja eigentlich Architekten und keine Möbeldesigner sind, planen sie Größeres: Innenausstattungen für Hotels, Bars oder Ladenlokale. Die Klappwand wird zum Klappraum – flexibel und außergewöhnlich. Die Konkurrenz sollte aufpassen – wenn sich das Prinzip Klappwand durchsetzt, braucht man eigentlich keine weiteren Einrichtungsstücke mehr. Oder man wartet auf eine Klappküche und ein Klappbad von »ID-Modus«. Das Schrankbett gibt’s ja schon.