Am Anfang standen Olivendosen. Nicht die kleinen aus dem Supermarkt, sondern jene großen Exemplare, wie man sie in der Gastronomie findet. Die sind wegen ihrer schönen Aufdrucke eigentlich sowieso viel zu schade zum Wegwerfen, aber was soll man damit anfangen? Man macht Hocker daraus, so wie Maciej und Katarzyna Karolczyk vom Bochumer Upcycling-Designlabel »Karolchicks«. Der Olivenhocker war 2011 ihr erstes Produkt: Die Dosen wurden aufgearbeitet, teilweise neu lackiert oder beklebt und mit einem Sitzkissen versehen. Im Inneren: Stauraum zur Aufbewahrung kleinerer Gegenstände.
Der Hocker wies die Richtung – zum Upcycling, dem Aufarbeiten gebrauchter Materialien zu neuen Dingen. Maciej Karolczyk hat Produktdesign studiert, seine Frau Katarzyna arbeitete vorher in der Textilindustrie, war dafür viel durch die Welt gereist und wusste aus eigener Erfahrung, welche Massen von Stoffresten in der Produktion anfielen, die danach entsorgt werden. Da war der Entschluss, aus alten Sachen Neues zu schaffen, der logische Schritt. 2012 folgte dann ein weiterer Aufschlag mit den Fußballlampen, hergestellt aus gebrauchten und hübsch verschrammten Lederbällen, die die Bochumer Fußballvereine bis heute fleißig spenden. Dafür werden einige der sechseckigen Elemente entfernt und als Schlüsselanhänger oder kleine Schalen wiederverwertet. So entsteht die Öffnung für das Licht der Glühbirne; aufgehängt werden die Lampen an Textilkabeln, deren Kabelfarbe man sich passend zum Lieblingsclub aussuchen kann.
Auch ihre »Katzenkugeln« sind aus gebrauchten Stoffen gefertigt. Die textile Rückzugsmöglichkeit für Katzen, die sich mit wenigen Handgriffen in ein Körbchen verwandeln lässt, gibt es entweder aus Kaffeesäcken oder sehr robusten Messeteppichen, deren Reste beim Aufbau der Stände sonst im Container landen würden. So entstehen oft unvorhergesehene Musterkombinationen.
Mit ihrer Innenrichtung für die Bochumer Eiscremebar »Kugelpudel« trieben die Karolczyks den Gedanken des Upcyclings dann fast schon auf die Spitze: Die zurückgelassenen Möbel der ehemaligen Kneipe »Haus Ehrenfeld«, die sich vorher in den Räumen befand, wurden zerlegt, mit anderen Materialien neu kombiniert und so zu nachhaltigem Interior-Design. Mal schraubten die Designer die rustikalen Eichenstühle unter eine ausgediente Turnbank, an anderer Stelle fanden sie als Tischgestelle Verwendung oder wurden mit einer neuen Rückenlehne aus dem blauen Kunststoff eines Lebensmittelfasses zum bequemen »Tonnenstuhl«. Die Decke der Herrentoilette ist heute mit den Rück- und Seitenwänden alter Schränke verschalt.
Zurzeit arbeiten Maciej und Katarzyna Karolczyk in einem offenen Atelier an ihren Ideen. Zum Beispiel an Fussballlampen, die nicht aufgehängt werden, sondern als kleinere Stehlampen auf Fensterbänken oder Kommoden Platz finden sollen. Allerdings wäre es eine gute Idee, für die Fußballfans genug blaue Textilkabel auf Lager zu haben. Schließlich ist man in Bochum.