Die Bauten des Brutalismus der 50er bis 70er Jahre sind weltweit in Gefahr. Auch die Ruhruniversität in Bochum ist bedroht, denn ihr Baustoff bröckelt. Immerhin sind mittlerweile die herausragenden Gebäude der Mittelachse – Bibliothek, Audimax und Musisches Zentrum – unter Denkmalschutz gestellt. Letzteres macht die Ausstellung »SOSBrutalismus« vom Deutschen Architekturmuseum und der Wüstenrot Stiftung zu ihrem größten Anschauungsobjekt. Wie rasant sich das Bauen mit Sichtbeton über die ganze Welt ausbreitete, zeigen nach Regionen sortierte Beispiele, die auch davon erzählen, wie regionale Bautraditionen und politische Gegebenheiten den Stil beeinflussten.
Bis heute beispielhaft
Hinter der Ausstellung steht ein weit größeres Projekt: »SOSBrutalism« ist als weltweiter Aufruf zur Rettung eines baukulturellen Erbes zu verstehen. Die dazugehörige Internetseite zeigt in einer ständig wachsenden Datenbank unzählige Bauten, darunter rund 50 aus NRW. Prominente Beispiele wie die Karstadt-Hauptverwaltung von Walter Brune in Essen und der Felsendom in Neviges von Gottfried Böhm, aber auch weniger Bekanntes wie der St. Bonifazius-Kindergarten von Paul Georg Hopmann in Köln oder das Kulturhaus in Lüdenscheid von Rolf Gutbrod. »Wie die Architekten der Zeit mit Raum und Material umgegangen sind, ist bis heute beispielhaft«, sagt Professor Philip Kurz von der Wüstenrot Stiftung. Die Ausstellung zeigt vor allem Fotos, verzichtet allerdings auf Grundrisse, die mehr über die experimentellen Ideen für die Erschließung und Organisation von Räumen erzählen könnten. Der beeindruckende Band »SOS Brutalismus – Eine internationale Bestandsaufnahme« ist deshalb zur Vertiefung fast unerlässlich.
Bis 24. November; Musisches Zentrum der Ruhruniversität Bochum.
www.sosbrutalism.org