»Mein lieber Franzl, Berge werde ich sicher nie malen!« Das versicherte der 15-jährige Heinrich C. Berann (1915-1999), Schüler der österreichischen Bundeslehranstalt für Malerei, einem Freund auf dem Nachhauseweg. Er sollte sich irren – zwei Jahre später machte sich Berann als freischaffender Kunstmaler selbstständig und schuf als ersten Auftrag ein großes Panoramabild der neuen Großglockner-Hochalpenstraße. Es war der Beginn eines großen Werkes, im Laufe seines Lebens malte Berann 650 Panoramen; ab 1956 unterstützt von seinem Schüler Heinz Vielkind, mit dem er 40 Jahre lang zusammenarbeitete. Der Literaturwissenschaftler und Journalist Tom Dauer hat 91 der Alpenpanoramen zu einem prächtigen Bildband zusammengefasst und mit einem Essay ergänzt.
Tiefblaue Seen, strahlende Gletscher
Bis heute werden die Alpenpanoramen auf der Basis von Luftaufnahmen mit der Hand gemalt. Nur so entsteht die markante Plastizität und Perspektive, die selbst die 3D-Funktion von Google Maps so nicht hinbekommt. Man kennt diesen Malstil aus vergangenen Urlauben von den Tal- und Bergstationen der Seilbahnen: Die Panoramen zeigen das Idealbild der alpinen Landschaften – in gleißend-scharfem Sonnenlicht, mit tiefblauen Seen, sattgrünen Matten, strahlenden Gletschern. Nur selten trüben Wolken das Azurblau der Himmel, allenfalls sind zarte Zirren zu sehen, manchmal lösen sich die Horizonte in sanften Dunst auf. Das Coffeetable »Alpen. Die Kunst der Panoramakarte« passt hervorragend in diese Zeiten – man reist mit den Augen.
Tom Dauer: »Alpen. Die Kunst der Panoramakarte«, Prestel Verlag, München, 192 Seiten, 40 Euro