Die Zelte liegen wieder eingerollt im Keller, das Mobiltelefon ist voller wilder Fotos, und die letzte Dose Ravioli leergegessen – sichere Anzeichen, dass der Festival-Sommer vorbei ist. Jetzt geht es wieder nach drinnen, in die Clubs und Konzertsäle. Die passenden Gelegenheiten bietet dafür das Düsseldorfer New Fall Festival; seit 2011 bespielt man allherbstlich interessantschöne Locations mit ausgesuchten Indie-Konzerten.
Waren die Veranstaltungen in den vergangenen Jahren über die ganze Stadt verteilt, kehrt das Festival nun wieder zu seinen Ursprüngen zurück und konzentriert sich rund um den historischen Ehrenhof am Rhein. Das bedeutet äußerst kurze Wege zwischen den Konzertorten – der prächtigen Tonhalle, dem PONG im NRW-Forum und dem Robert-Schumann-Saal im Museum Kunstpalast. Neu dabei ist die benachbarte Rheinterrasse mit dem Radschläger- und Rheingoldsaal, deren Art-Deco-Architektur bestens zum Charakter des Festivals passt.
Abwechslungsreiches Line-Up
Das Line-Up ist wieder überaus abwechslungsreich gestrickt. Der Sänger Alligatoah singt gern zwischen den Stühlen – die Rap-Szene findet seine Stücke zu melodiös, die Pop-Fans knabbern an den enormen Textmengen. Nun ist die Tonhalle Schauplatz für eine extravagante Zusammenarbeit mit dem Kölner Musiker Gregor Schwellenbach, der mit seinem Sextett vor einigen Jahren ausgewählte Stücke des Technolabels »kompakt« mit klassischen Kammermusikinstrumenten eingespielt hat. An gleicher Stelle wird der Pianist Nils Frahm auftreten, der 2011 für sein Album »Felt« die Hammer seines Instruments mit Filz bestückte und so seinen typischen Stil etablierte. Auf seiner aktuellen Platte »Encores 2« stehen Ambientsounds und entspannte Klangflächen im Mittelpunkt.
Die Sängerin Mine kommt mit Songs aus ihrem Album »Klebstoff« nach Düsseldorf – zu hören sind musikalische Gespräche mit sich selbst und anderen, ein Nachdenken und Ergründen von Dingen zwischen Traurigkeit und Schönheit. Herzzerfetzend wird es bei William Fitzsimmons und dessen gegenwärtiger akustisch-elektronischer Folkmusik, und für die »fem_pop«-Night des gleichnamigen Düsseldorfer Kultur- und Konzertkollektivs sind direkt drei Konzerte von drei Musikerinnen angekündigt. Charlotte Brandi (Me And My Drummer) stellt ihr aufwändig arrangiertes Album »The Magican« vor, Sofia Portanet verbindet Post Punk und Neue Deutsche Welle zu einem eigenen Sound und die Kölnerin Kaleo Sansaa kommt mit einem lässigen Mix aus Neo-Soul, Hip-Hop und Afro-Futurismus.
Ergänzend zu den Konzerten findet das New Fall Forum im PONG statt – ein »Pop-Talk zu unserer Gesellschaft der Zukunft«, in dem Akteure der Popkultur über aktuelle Themen aus Politik und Gesellschaft sprechen. Vier Panels sind geplant: »Heimat im Fremden, Fremde in der Heimat«, »Karren und Knarren – Werte in der Hip-Hop-Kultur«, »Ethno-Comedy – Warum darf der das?« sowie »Singen ist Macht – Politik in der Popmusik.« VKB
10. bis 14. Oktober 2019